Von einer Woge der Begeisterung getragen Kangaroos spielen trotz Umbruchs ihre bislang erfolgreichste Saison
Iserlohn. Leidenschaft, Emotionen und Dramatik – diese Attribute prägten eine Saison, in der es viele sportliche Höhen für die Zweitliga-Basketballer der Iserlohn Kangaroos gab. Etliche Highlights verwandelten die Matthias-Grothe-Halle mehrfach in eine lange Zeit uneinnehmbare Tollhaus-Festung. Insbesondere das Play-off-Viertelfinal-Rückspiel gegen die Artland Dragons, als die Iserlohner nach einem 23-Punkte-Rückstand mit dem letzten Wurf sowie gleichzeitig der ersten Führung noch ins Halbfinale einzogen, wird ein festes Kapitel in der Vereinshistorie einnehmen.
Getragen von einer Woge der Begeisterung spielten sich die Basketballer in einen Flow, an dessen Ende die bislang erfolgreichste Saison steht. „Wir waren zwar schon einmal im Play-off-Halbfinale, doch damals wurden beide Spiele hoch verloren“, schiebt Manager Michael Dahmen trotz des vermeidbaren Aus gegen Rostock keinen Frust. „Wir haben gegen die beiden Topfavoriten gespielt. Die Dragons in zwei Spielen eliminiert und sind Rostock auf Augenhöhe begegnet. Das sind zwei Teams, die fast den dreifachen Etat von uns haben und mit Vollprofis arbeiten. Also können wir mehr als stolz sein.“ Außerdem haben sich die Basketballer in der Sportstadt Iserlohn als die aufstrebenste Sportart etabliert. „Diese Position haben wir in dieser Saison noch einmal gefestigt“, verweist Dahmen auf die überwältigende Zuschauerresonanz – noch nie zuvor strömten so viele Besucher zu den Spielen der ProB-Basketballer, im Schnitt über tausend.
Dabei waren die Erwartungshaltungen im Vorfeld eher bescheiden. Die Mannschaft stand vor einem Umbruch, der langjährige Trainer Matthias Grothe sowie einige Leistungsträger suchten neue Herausforderungen bei anderen Vereinen. „Es gab viele neue Spieler im Team und ein neues Trainergespann“, befürchtete Michael Dahmen eigentlich einen holprigen Auftakt. Mit vier Siegen in Serie startete die Mannschaft gleichwohl ergebnistechnisch unerwartet aussichtsreich, aber zufrieden war der Manager nicht: „Von der Spielanlage lief es nicht ganz rund, die ersten Erfolge kamen teilweise allein durch die individuellen Stärken der einzelnen Spieler zustande.“ Erst ein personeller Rückschlag, im Januar bat Sören Fritze völlig überraschend um die sofortige Vertragsauflösung und wechselte in die ProA zu den Hamburg Towers, sorgte für einen spielerischen Aufschwung bei den Kangaroos. „Von da an haben wir den Basketball gespielt, der uns ausmacht, teamorientiert und viel engagierter in der Defensive“, erläutert Michael Dahmen, obwohl die Mannschaft schon mit dem Tod von Matthias Grothe Ende Oktober einen schweren Schicksalsschlag verkraften musste. „Viele Spieler und die meisten aus der großen Kangaroos Familie hatten eine starke Bindung zu Matthias“, erinnert sich Dahmen noch genau an das Gefühlschaos, als man am Abend des Todestags in Schwelm gastierte. Der schmerzliche Gemütszustand der Kangaroos entlud sich jedoch in positive Energie, wohl auch, weil es Matthias Grothe wohl selbst gewollt hätte, fokussiert weiterzumachen. Schwelm kassierte die erste Saisonniederlage.
„In diesem schweren Moment hat man den tollen Charakter dieser Jungs gesehen, für die meisten war es keine normale Zeit“, zollt Dahmen ihnen dafür den größten Respekt.
Folgerichtig ging das Konzept der Verantwortlichen auf, als sie die Saison planten. Sie beförderten Co-Trainer Dragan Torbica zum Headcoach, weil er Verein und Spieler bestens kannte. Mit Julian Scott und Donte Nicholas wurden zwei erfahrene US-Boys für die wichtigen Kontingentstellen verpflichtet. „Zu häufig hatten wir Akteure vom College, die oftmals nicht erfahren genug waren, wenn es darauf ankam“, begründet Dahmen den Richtungswechsel. Die starken Leistungen der beiden Amerikaner wecken aber Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. „Es wird schwer, sie zu halten“, weiß Dahmen: „Sie sind Vollprofis und in ihrem Alter kann ich es verstehen, wenn sie dem Ruf des Geldes folgen.“ Gleichwohl abgeschrieben hat der Manager sie nicht: „Wir wollen sie halten, es stehen Gespräche an.“ Aber trotzdem waren auch die beiden überragenden Kontingentspieler nur ein Mosaiksteinchen im Gesamtgebilde. „Alle haben zum Teamerfolg und dem überragenden Teamspirit beigetragen und einen guten Weg für sich gefunden. Es gab nicht den einen Führungsspieler, dem alle folgen“, versicherte Dahmen: „Wenn einer etwas konstruktives zu sagen hatte, dann haben alle sehr aufmerksam zugehört.“ Die Basketballer bildeten eine Einheit, die ohne Grüppchenbildung auch abseits des Parketts funktionierte.
Zum Erfolg trug aber auch das Team hinter dem Team bei. Das ehrenamtliche Helferteam besteht mittlerweile aus 40 Personen. „Jeder einzelne hat großen Anteil daran, wie wir uns in den letzten Jahren entwickelt haben“, kann sich Dahmen für deren Engagement nur bedanken: „Die Helfer sind enorm wichtig für uns, denn die Aufgaben sind vielfältiger geworden, beispielsweise Spiele zu organisieren, zu denen 1500 Besucher kommen, oder die von der Liga geforderten Rahmenbedingungen zu erfüllen.“ Jedenfalls sehen sich die Kangaroos für die Zukunft gut aufgestellt.
Pressemitteilung Iserlohn Kangaroos